Maria Stelmakh

München // Kalasha

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Wie ist es zu deinem Kollektionstitel „Kalasha“ gekommen?
Ich habe mich bei meiner Kollektion maßgeblich von dem, in der Hindukushregion Pakistans lebenden, Volk Kalasha inspirieren lassen. Neben der großen Historie, dem europäischen Aussehen und ihren Trachten, hat mich auch die polytheistische Lebensweise fasziniert. Obwohl das Volk in einer konservativ-islamischen Gegend lebt – was häufig zu Religionskonflikten führt – gibt es keine Geschlechterteilung: Frauen haben dieselben Rechte wie Männer.

Wieso hat dich das so inspiriert?
Umgeben von Konservativen, werden die Kalasha-Frauen häufig zur Konvertierung gezwungen. In meinen Augen sind sie Ausdruck großer Stärke und können mit emanzipierten Frauen des Westens verglichen werden. Gerade ihr Freiheitsgefühl ist sehr modern.

Wie konntest du das stilistisch umsetzen?
Die Frauen der Kalasha haben eine sehr auffällige Tracht: Dunkle Grundtöne werden mit individuellen Stickereien aus bunter Wolle verziert. Jede Frau drückt damit ihre Individualität, Identität und ihr Gefühl für Freiheit aus. Von diesen Verzierungen habe ich mich in meiner Kollektion leiten lassen, bin aber in der Schnittführung modern geworden. Zusätzlich habe ich auch die Bedeutung der Perlen mit aufgenommen. Die Kalasha tragen diese als Ausdruck ihres Standes, da zu wichtigen Ereignissen wie Hochzeiten oder Todesfällen Perlenketten verschenkt werden. Im Gegensatz zu dieser Tradition, habe ich die Perlen in Headpieces geflochten, die über die Augen gehen und das Gesicht verschleiern, um auf den Konflikt mit dem Islam anzuspielen.

Wie sind die auffälligen Verzierungen entstanden?
Ich habe mich zum einen von den fünf Zöpfe inspirieren lassen, in den laut der Kalasha der Himmel liegt. Diese tauchen als Häkelornamente in der Kollektion auf. Vor allem aber habe ich mich von den Mustern auf den Trachten der Kalasha leiten lassen und mit einer ähnlichen Technik gearbeitet, diese aber abstrahiert. Während ihre Muster vom religiösen Leben geprägt sind, sind meine Stickereien von Spontanität geleitet und Ausdruck der Modernisierung und des Traditionsverlustes, die im Volk vorherrschen.

INSPIRIERT DURCH: Designer: Alexander Mqueen, Maison Martin Margiela, Tom Ford, Elie Saab, Dries van Noten, John Galliano, Iris van Herpen, Oscar de la Renta
labels: balenciaga, guerlain, marchesa

PHILOSOPHIE: „art is our only salvation from the horror of existence“ – Anonymus

BGS-Studenten_Maria_Stelmakh