Minima­lismus vs. Maxima­lismus 

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Auf den Runways der Welt sieht man beides: Schlichte Eleganz und wilde Farb-und Musterkombinationen. Ist simpel immer langweilig und gibt es ein »too much«?

Wir haben uns die Kollektionen der Herbstmode genauer angeschaut und bieten allen DIY-Freunden und Selbstnähern neue Inspirationen für das nächste Werk an der Nähmaschine.

 

Schlicht und ergreifend

Weniger ist mehr. In Maßen, nicht in Massen. Soviel wie nötig, sowenig wir möglich. Das alles sind Sprichwörter, die nach Minimalismus riechen.

Im Rahmen der Mode spricht man wohl von schlichter Eleganz, einem erwachsenen Stil und zeitlosen Schnitten. Nicht ohne Grund haben sich unkomplizierte Designs wie das »Kleine Schwarze« von Chanel, als modische Klassiker in unser Gedächtnis gebrannt. Aber auch Gabrielle »Coco« Chanel sagte schon 1926, dass die simple Eleganz des Kleides ihre größte Herausforderung gewesen sei.

Audrey Hepburn machte das schwarze Kleid 1961 zum finalen Klassiker. Aber eins ist klar: Auch seriöse Schlichtheit erfordert ein geschicktes Modehändchen.

 

Runway 


Victoria Beckham, Herbst/Winter 2017, ©Stefan Knauer

Das ehemalige Spice Girl Victoria Beckham war früher für ihre knappen und bunten Outfits bekannt. Heute ist sowohl ihr privater Stil, als auch ihre Kollektion eher schlicht und geordnet.

So findet man in ihrer Herbstmode unter anderem einen Ton-in-Ton Look, der aus einem roten, leicht taillierten Langarmkleid mit hohem Kragen besteht und etwas dunkleren, roten Stiefeln.

 


Jil Sander, Herbst/Winter 2017, ©Stefan Knauer

Ähnlich sieht man es in der aktuellen Kollektion des Labels Jil Sander. Auch wenn die Hamburgerin nicht mehr selbst für das gleichnamige Label arbeitet, gibt sich der derzeitige Chefdesigner Rodolfo Paglialunga größte Mühe ihre minimalistische und puristische Handschrift fortzuführen.

Die extrem schlichte Mode und glasklaren Schnitte machten die Gründerin zur bekanntesten Modedesignerin Deutschlands. Anfang der 1980er Jahre erschuf sie durch Reduzierung vieler Details einen neuen Look für Karrierefrauen, bei dem sie sich stark von der Herrenmode inspirieren ließ.

Bis heute wird die Designerin noch »Queen of Less« genannt und die Kollektionen des Labels bestehen nach wie vor aus unkomplizierten und simplen Looks.

In der diesjährigen Kollektion der Herbst-Wintermode präsentiert der führende Designer Rodolfo Paglialunga ein blaues Trio aus Rock, Oberteil und weit geschnittenem Mantel. Keine überflüssigen Extras, aber durch reine Schlichtheit überzeugend.

 


Jasper Conran, Herbst/Winter 2017, ©Stefan Knauer

Ähnlich macht es der Modedesigner Jasper Conran in seiner Ready-To-Wear Kollektion, in der er ein rotes Ensemble in Kombination mit ebenfalls roten Schuhen und Handtasche zeigt.

 


Akris, Herbst/Winter 2017, ©Stefan Knauer

Akris zeigt eine schneeweiße Weste und präsentiert sein Model im unschuldigen White-Look.

Aber wodurch wirkt der Look so elegant? Die Stoffwahl macht es aus: Wie die gelernte Textilingeneurin Jil Sander, sollte man sich genaue Gedanken über die Materialwahl machen.

In unserem Stofflexikon erfahrt ihr mehr über die verschiedenen Fabrics und ihre Eigenschaften.

 

Viel, mehr, am meisten…

Gibt es wirklich ein zu viel des Guten, wenn es um Mode geht?

Gerade in der aktuellen Saison wurde doch bewiesen, wie modisch Materialmixe und Muster-Kombinationen sein können. Gerade die italienischen Labels verstehen es, das Dolce Vita in ihre Mode mit einfließen zu lassen.

Natürlich erfordert mutige Mode einen mutigen Charakter, aber sagt man denn ohne Grund, Glitzer sei das neue Schwarz? Zwischen lauter langweiligen Büromäusen macht Auffallen doch richtig Spaß!

 

Materialmix


J.W. Anderson, Herbst/Winter 2017, ©Stefan Knauer

Akzente setzen, Highlights einbringen: Das dachte sich auch Jonathan Anderson, als er mit seinem Kreativteam an der Herbstkollektion seines Labels J.W. Anderson arbeitete. Einzelne Materialien kommen doch erst richtig zur Geltung, wenn man sie mit Gegensätzen kombiniert.

So wählte er braunes Glattleder und paarte es mit gerafftem Jersey und blauen Straußenfedern. Dazu kommen lässige Sneakers im Streetwear-Charakter. Es scheint, als würden verschiedene Welten aufeinanderprallen und sich gegenseitig verschlingen.

 


Moncler, Herbst/Winter 2017, ©Stefan Knauer

Moncler Gamme Rouge wandert in ein Winterland und kombiniert Fein-und Grobstrick miteinander. Die teilweise bestickten Handwerklichkeiten lassen von einem gemütlichen Herbstwochenende auf einem Cottage träumen.

Die rosafarbenen Kniestrümpfe erinnern zudem an herzliche Kindheitstage, wohingegen das glänzende Halstuch für erwachsene Femininität sorgt.

 

Mustermix


Gucci, Herbst/Winter 2017, ©Stefan Knauer

Gucci könnte man auch mit der Wortwahl »Feuerwerk fürs Auge« übersetzen. Denn sobald man einen Boom-Moment bestaunt hat, wird der nächste Special-Effekt abgefeuert und erstrahlt in anderer Farbe und anderem Muster.

Dem italienischen Modehaus ist nichts zu viel und so werden alle Farben des Regenbogens in einem bunten Streifenprint miteinander kombiniert. An Armen und Beinen tauchen dazu noch Köpfe wilder Tiere auf.

 


House of Holland, Herbst/Winter 2017, ©Stefan Knauer

Genauso ungezähmt zeigt sich House of Holland und zwar in einem durchmischten Retro-Mustermix, der wohl so gut wie alle Trendprints der 60er Jahre enthält.

 


Etro, Herbst/Winter 2017, ©Stefan Knauer

Das Label Etro mit Weberei-Hintergrund, kreiert den Look eines bunten Teppichs: Ein floraler Rock getragen zum Leo-Oberteil und farbenfroher Jacke aus unterschiedlichen Patches. Bunte Mode macht bekanntlich gute Laune, also rein in die Happyday-Kleidung!

Ob ihr nun Fans der schlichten Variante seid oder euch auch in bunten Prints wohlfühlt, entscheidet ihr. Konntet ihr Inspirationen für eure nächsten selbstgenähten Kleidungsstücke finden?

Dann ran an die Nähmaschine und es minimal oder maximal krachen lassen!